Jahrelang stand ich mit meinem Körper auf Kriegsfuß. Zu dünn, zu viele Sommersprossen, zu wenig Oberweite, dafür viele Pickel. Ich habe ihn mit Junkfood, Schlafentzug und einer konsequenten „No Sports”-Haltung gestraft. In meinen Zwanzigern war ich alles andere als nett zu ihm. Selbstliebe? Nicht mir mir.
Als ich in meinen Dreißigern Mutter wurde, hätte ich anfangen sollen, mich besser um meinen Körper zu kümmern. Aber da waren zwei Kleinkinder und es war mir immer wichtiger, für sie da zu sein, als für mich selbst. Klassischer Fehler.
Die Kinder wurden größer, die Schmerzen stärker. Mit Anfang vierzig kam ich mir vor wie meine eigene Oma. Der einzige Unterschied: Sie war bis zu ihrer Demenz ziemlich fit.
Auf die Idee, dass das vielleicht an mangelnder Selbstfürsorge liegen könnte, kam ich lange nicht. Mein Leben war ein einziger Spagat zwischen Job, Familie und den tausend kleinen Katastrophen des Alltags. Mein Mann oft unterwegs, ich am Limit. Wer im Haus-Garten-Hund-Spiel erfolgreich mitspielen will, darf nicht jammern, sondern muss durchhalten. Dachte ich.
Dann kam der Moment der Wahrheit: Diesen Sommer werde ich fünfzig und inzwischen reden auch die Wechseljahre ein Wörtchen mit. Plötzlich war mir klar: Entweder ich ändere etwas, oder ich fahre den Rest meines Lebens mit angezogener Handbremse.
Das wollte ich nicht.
Also habe ich mir mit 49 geschworen: Die zweite Hälfte meines Lebens wird gesünder und zufriedener. Das betrifft alles: Ernährung, Bewegung, Schlaf, Atmung. Die Menschen, mit denen ich Zeit verbringe. Die Themen, mit denen ich mich beschäftige. Vor allem aber meinen Umgang mit meinem Körper.
Den liebe ich immer noch nicht. Aber ich achte ihn und behandele ihn respektvoller.
Ich habe verstanden: Es ist meine Entscheidung, wie gut es mir geht. Natürlich bleibt immer ein Rest an Unberechenbarkeit. Gene, äußere Umstände, reiner Zufall. Manchmal spielt das Leben einfach nicht fair. Aber grundsätzlich habe ich es in der Hand: Was ich esse, wie ich mich bewege, mit wem ich Zeit verbringe, wann ich Stopp sage und womit ich meine freie Zeit fülle.
Das ist keine Selbstoptimierung. Das ist Selbstrespekt.
Mein Tipp für dich:
Frag dich mal: Wem gehört eigentlich die Stimme, die ständig meckert? Ist das wirklich deine eigene Meinung, oder hast du sie irgendwann übernommen? Manchmal hilft es, den inneren Kritiker zu entlarven, um milder mit sich zu werden.