Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Leistung. Es ist ähnlich wie mit Kaffee: Ich mag ihn, aber bitte entkoffeiniert. Weil ich den Geschmack liebe, aber nicht ständig unter Strom stehen will.
Unsere Gesellschaft hat viel erreicht, keine Frage. Der Wohlstand, den viele von uns heute genießen, ist auch ein Ergebnis von Einsatz, Disziplin und dem Streben nach Verbesserung. Doch das Ganze hat auch eine Kehrseite: Wir leben in einem Modus, der kaum noch Pausen kennt. Körper und Seele sind nicht fürs Dauerfeuer gemacht.
Dabei liegt im Streben nach Exzellenz etwas zutiefst Menschliches. Wenn man in etwas richtig gut werden will (sei es im Beruf, im Sport oder in der Musik), dann braucht es Hingabe, Dranbleiben, Üben und auch das Akzeptieren von Fehlschlägen. Leistung also. Aber wofür und für wen?
Ich merke: Ich leiste gern, aber nur, wenn es mir entspricht. Wenn es für mich Sinn ergibt. Wenn es etwas bewegt, in mir oder in anderen. Dann ist Leistung kein Zwang, sondern Ausdruck von Engagement, Können und hoffentlich auch einer guten Portion Freude.
Was mir schwerfällt, ist die Vorstellung, dass mein Wert an messbaren Ergebnissen hängen soll. Dass Pausen und Umwege als Schwächen gelten. Ich glaube, wir brauchen ein anderes Verständnis von Leistung, eines, das nicht auf permanenter Selbstoptimierung beruht, sondern auf innerer Stimmigkeit.
Wahre Leistung, so empfinde ich es, ist rhythmisch. Sie kennt Pausen. Sie entsteht aus Klarheit, nicht aus Druck. Sie ist mit dem verbunden, was ich bin und nicht mit dem, was ich darstellen soll.
Vielleicht ist das mein kleines koffeinfreies Manifest: Ich leiste. Aber nicht für Status oder Applaus. Nicht höher, schneller, weiter, sondern tiefer, echter, lebendiger.
Mit Kaffee. Aber ohne Koffeinkick.
Impuls für dich
Wenn du magst, nimm dir einen Moment Zeit und frag dich: In welchem Bereich deines Lebens leistest du nur, weil du glaubst, es zu müssen? Und was würde sich ändern, wenn du dort ein bisschen Tempo rausnimmst?